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Training Flächenbrand

Samstag, 27. August 2016

Acht Kameraden der Abteilungen Wiernsheim und Pinache haben gemeinsam mit Feuerwehrleuten aus Kieselbronn und Niefern-Öschelbronn sowie dem THW Niefern-Öschelbronn an einem Lehrgang der besondern Art teilgenommen.

Ausbilder des in Deutschland ansässigen Vereins @fire vermittelten in einem dreistündigen theoretischen Teil wichtiges und interessantes Wissen über die Entstehung, Ausbreitung und Bekämpfung von Vegetationsbränden. Den Teilnehmern, die allesamt die Ausbildung zu Einsatzleitern absolviert haben, wurden taktische Tipps zur Brandbekämpfung und zur Einschätzung der oft schwierig zu beurteilenden Schadenslage erläutert.

Ein besonderes Augenmerk hatten die Trainer auf den Schutz der Kameraden im Brandeinsatz. Da solche Brände meistens an den heißesten Tagen im Jahr sind, bedeuten sie eine besonders hohe körperliche Belastung für das Einsatzpersonal. Das durften die Teilnehmer am folgenden Tag am eigenen Leib spüren. Die Nähe zum Feuer und die hohen Außentemperaturen sind stark erschöpfende Faktoren. Allerdings werden sie von den eingesetzten Personen selbst oft gar nicht richtig wahrgenommen, weil der Adrenalinspiegel hoch und die Flut der Eindrücke groß sind. Darum überschreiten viele Einsatzkräfte unwissentlich ihre Leistungsgrenzen und bekommen körperliche Probleme. Dadurch sind sie selbst nicht mehr einsatzfähig, wodurch sie, ihre Kameraden und auch die Löschfahrzeuge in Gefahr geraten können. Die Ausbilder zeigten anhand von Statistiken, dass allein in Deutschland jedes Jahr einige Löschfahrzeuge ausbrennen, weil sich Flächenbrände überraschend schnell oder in eine unerwartete Richtung ausgebreitet hatten.

Um Unfälle zu verhindern, muss der geschulte Einsatzleiter bereits auf der Anfahrt auf die Sicherheit der Mannschaft achten und sie zum Beispiel dazu animieren, frühzeitig und reichlich Wasser zu trinken.

Damit die Belastung so gering wie möglich gehalten wird, wurde den Teilnehmer zu ihrem Erstaunen gezeigt, dass im Gegensatz zum gewohnten Vorgehen – Brände in Gebäuden oder an Fahrzeugen werden grundsätzlich unter schwerem Atemschutz und in dicker Einsatzbekleidung gelöscht – am besten sehr dünne Jacken und Hosen und statt des Atemschutzgeräts eine einfache Sturmhaube oder eine Nackentuch zu tragen sind, die vor Mund und Nase geschlossen werden.

Mit diesem Vorwissen durften die Zug- und Gruppenführer am Samstag dann zur Heißausbildung auf einem Stoppelacker in Kieselbronn antreten. Bei realen Einsatzbedingungen mit Temperaturen bis 35 Grad und voller Sonneinstrahlung wurde an drei Stationen vier Stunden lang alles geübt, was den Teilnehmern bis dahin unbekannt war. In der normalen Feuerwehrausbildung vom Truppmann bis zum Zugführer kommen Flächen- und Waldbrände aber auch praktisch nicht vor.

Eine erste Überwindung war es, bei diesen extremen Temperaturen Helm, Handschuhe, Sturmhaube, Stiefel, Hose, Schutzbrille und Jacke anzulegen. Doch die Wärmestrahlung des brennenden Ackers hätte es sonst unmöglich gemacht, nahe genug heranzukommen, dass eine effektive Brandbekämpfung möglich gewesen wäre. An den drei Stationen galt es, beispielsweise im Team nach einem genau vorgelegten Ablauf eine Schutzschneise von 50 Metern Länge in den Boden zu hauen. Erstaunlich war, wie schnell man ohne technische Hilfe einen solchen Schutz errichten konnte. An einer anderen Station wurde das Löschen im sogenannten Pump-and-Roll-Betrieb geübt. Ein brennendes Stück Feld wird mit fünf Mann abgelöscht, während das Löschfahrzeug langsam fährt. Für die meisten Teilnehmer war das ein Novum, wobei sie vom großen Löscherfolg bei minimalem Wassereinsatz erstaunt waren. Zum Löschen einer brennenden Fläche von etwa 50 auf 20 Meter wurden gerade einmal 150 Liter Wasser benötigt. Diese Menge reicht beim üblichen Vorgehen der Feuerwehren noch nicht einmal, um die verwendeten Schläuche (B- und C-Schläuche) zu füllen. Darum werden bei zum Löschen von Wald- und Flächenbränden vorzugsweise dünnere D-Schläuche verwendet, die obendrein viel leichter zu ziehen sind. Da es auf freiem Feld keine Hydranten gibt, ist diese Verfahrensweise wesentlich eleganter. Ansonsten müsste Wasser mit Tanklöschfahrzeugen herangefahren oder über eine lange Schlauchleitung zugeführt werden.

Eine weitere Station diente dazu, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie man mit Feuerpatschen, Spezialrechen, Äxten und Wasserspritzenrucksäcken brennende Flächen ganz ohne Fahrzeugunterstützung bekämpfen kann – beispielsweise weitab von mit LKW befahrbaren Wegen, aber auch bei ausgedehnten Einsatzstellen, die von verschiedenen Richtungen aus angegangen werden. Hier konnte sich die Schutzausrüstung besonders beweisen, da der Kontakt und die Nähe zum Feuer extrem waren.

Abschließend waren bei einer großen gemeinsamen Übung noch einmal sämtliche Kraftreserven gefordert. Das Großfeuer auf dem Acker glich einem Inferno, konnte aber mit vereinten Kräften, dem frisch erlernten Wissen und der Kombination aus Pump-and-Roll-Fahrzeug und selbstständigen Löschtrupps in beindruckend kurzer Zeit unter Kontrolle gebracht werden.

Jetzt gilt es, das erlernte Wissen gemeindeintern den weiteren Kameraden zu vermitteln und so im Ernstfall bestmöglich gewappnet zu sein. Ein Dankeschön geht an die Kieselbronner Kameraden, die dieses Seminar ermöglichten und auch dafür sorgten, dass den Teilnehmern in der sengenden Hitze ständig reichlich Mineralwasser zur Verfügung stand.

Autor: rkue,     Erstellt: 05. 09. 2016,     Aktualisiert: 21. 11. 2024,    

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