Mittwoch, 08. Juni 2016, 18:09 Uhr
Führungsunterstützung Enz
MTW Wiernsheim
Alarm für die Führungsunterstützungseinheit: in Ölbronn-Dürrn brennt nach Blitzschlag während eines Unwetters eine Scheune. Während vier Kameraden der Feuerwehr Wiernsheim bei heftigen Regenfällen auf der Anfahrt sind, stellt sich heraus, dass der Brand nicht so dramatisch ist wie ursprünglich angenommen. Doch es gibt eine ganz andere Gefahr.
Schon die Fahrt zum Feuerwehrhaus Ölbronn ist abenteuerlich. Vor allem auf dem letzten Kilometer zwischen Dürrn und Ölbronn steht die Landstraße schon teilweise unter Wasser, teils ergießt sich die braune Brühe mit reißender Strömung von Äckern quer über die Fahrbahn.
In Ölbronn ist schnell klar: Es geht nicht um den gewesenen Scheunenbarnd, sondern die vier Mann aus Wiernsheim beginnen damit, eine örtliche Führung aufzubauen und sich gemeinsam mit dem Einsatzleiter, Kommandant Jürgen Braun, einen Überblick zu verschaffen. Denn die Meldungen über vollgelaufene Keller und rasant steigende Wasserstände vor allem im Unterdorf kommen beinahe im Minutentakt. Einige Feuerwehrfahrzeuge aus Ölbronn-Dürrn und Umgebung sind zu dieser Zeit schon im Ortsgebiet im Einsatz, doch eine einheitliche Führung fehlt noch. Im Feuerwehrhaus ist neben Notfallseelsorgerin Regina Wacker nur der Kommandant, kurze Zeit später trifft auch der stellvertretende Kreisbandmeister Manfred Wankmüller aus Neuenbürg ein. Auch er hatte sich wegen des Scheunenbrands auf den Weg gemacht, bekommt dann aber eine ganz andere Aufgabe. Er kennt diese schon vom Vorabend, als Königsbach-Stein im Schlamm versunken ist.
Der Wiernsheimer MTW wird in die Fahrzeughalle gefahren, so dass über das Fahrzeug-Funkgerät der Kontakt zur Leitstelle und einem Teil der eingesetzten Fahrzeuge gehalten werden kann, während über das Funkgerät im Feuerwehrhaus die Führung derjenigen Kräfte erfolgt, die schon auf den Lokalkanal umgeschaltet haben. Außerdem kommen immer wieder Meldungen von Betroffenen übers Telefon rein, die Leitstelle schickt ihre Aufträge per Fax und der Kommandant hat fast ständig sein Handy am Ohr.
Ein ELW aus Niefern-Öschelbronn mit sechs Mann bringt dann Verstärkung für die örtliche Einsatzleitung und ermöglicht es auch, den Funkverkehr auf beiden Kanälen direkt nebeneinander abzuwickeln. In der Fahrzeughalle gibt es auf einer großen Tafel die Übersicht der Kräfte und Aufträge, die noch anstehen, gerade laufen oder bereits abgearbeitet wurden. Die braune Brühe auf der Straße vor dem Feuerwehrhaus ist weniger geworden, aber die Liste der offenen Baustellen ist groß und über Telefon und Fax kommen immer noch neue Einsätze rein. Dabei fällt positiv auf, dass einige der Betroffenen gleich angeben, "jemand von der Feuerwehr war hier und hat gesagt, dass ich bei Ihnen anrufen soll" - denn nur über diese zentrale Abwicklung ist ein Gesamtüberblick der Lage möglich.
Ein paar Straßenzüge, vor allem aber der Bereich Bahnhöfle stellen sich als Schwerpunkte heraus. Weil zunächst mehrere Personen vermutet werden, die im Gebäude eingeschlossen sind und es wegen der bis zu zwei Meter hohen Flut nicht selbst verlassen können, werden so schnell es geht zusätzlich Kräfte mit Schlauchboot sowie der Rettungsdienst nachalarmiert. Ein Fachberater des THW kommt zur Einsatzleitung, bietet weitere Kräfte, Sandsäcke und Pumpen an und hilft dabei, diese dann auch zu koordinieren. Das DRK kümmert sich um die Verpflegung der Einsatzkräfte, teils mit Linsensuppe, teils mit Saitenwürstle. Die EnBW und die Deutsche Bahn sind ebenfalls gefragt, weil ganze Bereiche stromlos geschaltet werden müssen und die Bahnstrecke zwischen Bretten und Mühlacker teils unterspült und teils mit Geröll bedeckt ist.
Im Bereich von Ölbronn sind die Feuerwehren aus Ölbronn-Dürrn, Ötisheim, Knittlingen, Maulbronn und Mühlacker eingesetzt. Allerdings werden Ötisheim und Mühlacker dann abgezogen, weil sich die Flutwelle allmählich bergab in Richtung Ötisheim bewegt und dort beginnend mit dem Freibad ebenfalls großflächig das Gelände überflutet. Die Feuerwehr Mühlacker ist damit beschäftigt, in der Stadt eine große Zahl Sandsäcke zu füllen, um die nochmals etwas später am Erlenbach zu erwartende Flutwelle einzudämmen.
Als in Ölbronn nur noch wenige Kräfte der örtlichen Feuerwehr und des THW im Einsatz sind und auch Bürgermeister Norbert Holme sich eingehend über Schäden und Arbeiten informiert hat, ist für die Wiernsheimer der Einsatz beendet, der sich völlig anders entwickelt hat, als zunächst zu erwarten war.
Info: In der Alarmzone Enz bilden die Feuerwehren Ölbronn-Dürrn, Ötisheim, Kieselbronn, Mühlacker, Niefern-Öschelbronn und Wiernsheim einen Verbund, aus dem bei größeren Einsätzen in diesem Gebiet gegenseitig eine Führungsunterstützungseinheit (FüUE) gebildet und zur jeweils betroffenen Feuerwehr entsendet wird. Der Name ist sehr sperrig, sagt aber genau das aus, was Sinn der Sache ist: Der örtliche Kommandant bzw. Einsatzleiter soll bei der Führung unterstützt werden, indem er von vielen Aufgaben entlastet wird (Funk auf verschiedenen Kanälen, Dokumentation, Lagekarte, Lagebesprechungen einberufen, Informationen einholen, Fachkräfte verständigen,...) und den Kopf frei hat, um sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Sehr viele der in der FüUE tätigen Kameraden haben selbst Erfahrung als Gruppenführer, Zugführer, Abteilungskommandanten oder Kommandanten und wissen, worauf ein Einsatzleiter achten muss - und auch, wobei er am ehesten Unterstützung brauchen kann. Der Enzkreis ist in fünf solche Alarmzonen aufgeteilt. So bilden beispielsweise die Feuerwehren Wurmberg, Mönsheim, Wimsheim, Friolzheim, Heimsheim, Tiefenbronn und Neuhausen die Alarmzone Heckengäu. Außerdem gibt es die Alarmzonen Stromberg, Pfinz und Nordschwarzwald.
Autor: FF Wiernsheim, Erstellt: 09. 06. 2016, Aktualisiert: 21. 11. 2024,